Die Umwelt der Metropolregion FrankfurtRhein-Main ist durch ihre Lage an einem der stärkstbefahrenen Verkehrsknotenpunkte der Bundesrepublik sowie am Luftverkehrsdrehkreuz Fraport und aufgrund der Emissionen zahlreicher Industrieunternehmen stark belastet.
Und die Zukunft: Fraport prognostiziert einen Anstieg der Flugbewegungen von derzeit knapp 500.000 auf rund 700.000 innerhalb der nächsten zehn bis fünfzehn Jahre. Alleine die Stickoxid-Emissionen durch den Luftverkehr würden sich nach diesen Planungen bis zum Jahr 2020 mehr als verdoppeln.
Am Frankfurter Kreuz wurden im Jahr 2010 bis zu 350.000 Kfz am Tag gezählt. Auch für den Straßenverkehr, also den Gütertransport in- und ausländischer LKW und das PKW-Aufkommen, wird eine kontinuierliche Steigerung prognostiziert.
Das hat dramatische Auswirkungen auf unsere Lebensumwelt. Denn schon heute wird in der Stadt Frankfurt an 42 Überschreitungstagen der zulässige Tagesmittelwert des Schadstoffs Feinstaub von 50 µg/m³ überschritten. Auch der Schadstoff Stickstoffdioxid ist schon heute in höherer Konzentration in unserer Atemluft, als dies die Grenzwerte zulassen: Die über das Jahr gemittelten Emissionsgrenzwerte (40 µg pro m3 Luft) sind bei Stickstoffdioxiden an einigen Meßstationen in Frankfurt deutlich überschritten. 2010 lag der Jahresmittelwert bei 56.2 µg/m3.
Die Auswirkungen auf die Gesundheit der in Frankfurt lebenden und arbeitenden Menschen werden daher genau beobachtet. 2011 hat die Stadt Frankfurt eine Elternumfrage zum Thema Kinder, Umwelt und Gesundheit in den Stadtteilen Höchst, Dornbusch und Gallus, und Bergen-Enkheim gestartet. Die Ergebnisse aus den Fragebögen wurden noch nicht veröffentlicht, was aufgrund des lang zurückliegenden Zeitpunkts der Befragung erstaunt.
In Fechenheim wird um die Genehmigung gasfilterloser Braunkohlestaubkraftwerke gestritten, die zusätzlich zu den ohnehin im Rhein-Main-Gebiet vorhandenen Emissionen bis zu 96 t NOx (Stickoxide) und bis zu 2 t Feinstaub emittieren. Diese Emissionen belasten die Gesundheit der Fechenheimer sowie der Anliegergemeinden zusätzlich. Ebenfalls stark belastend für den Standort sind die Formaldehyd-Abgase, die von dem auf dem Allessa-Chemiepark ansässigen Unternehmen Ineos Melamines in die Fechenheimer Luft entlassen wird: Dem Unternehmen ist mit Sondererlaubnis zugestanden, insgesamt 75 Std pro Jahr die stark krebserregenden Formaldehyd-Gase in die Umwelt abzulassen. Das geschieht bei Betriebsunterbrechungen, Wartungs- und Reinigungstätigkeiten. Jeder Ablassvorgang darf max. 3 Std. dauern – d. h. 25 x jährlich (also jede zweite Woche) wird das schädliche Gas freigesetzt.
Die 2012 durchgeführte Bürgerumfrage des Vereins Zukunft Fechenheim hat ergeben: Fechenheim punktet als Stadtteil wegen seiner naturnahen Lage. Den Menschen liegen die Natur und die Sauberkeit ihres Lebensumfeldes sehr am Herzen, aber auch ihre Gesundheit.
Hier wollen wir aufsetzen. Welche Auswirkungen empfinden die Bürger Fechenheims durch die belastete Luft?
Wir haben daher einen Fragebogen zusammengestellt, den wir Anfang Januar an 1750 Haushalte in Fechenheim verteilen wollen. Die Auswertung wird nicht repräsentativ sein können, aber wichtige Hinweise für zukünftiges Handeln geben. Wir werden die Ergebnisse als Grundlage für ein Gespräch mit Vertretern des Dezernats für Umwelt und Gesundheit der Stadt Frankfurt nutzen und auch Vertretern politischer Parteien Gespräche über die Befragungsergebnisse anbieten.
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Nachtrag 5. Januar: Wir erleben nach der Verteilung der ersten Fragebögen eine positive Resonanz durch zahlreiche emails und in persönlichen Gesprächen, auch aufgrund des Artikels in der Frankfurter Neuen Presse. Fechenheimer Nachbarn füllen den Rücklauf-Briefkasten in der Götzstraße 6 nicht nur fleissig mit Fragebögen, sondern es trafen auch Geldbeträge zur Unterstützung der Aktion ein. Darum haben wir uns entschlossen, weitere Fragebögen zu verteilen. Zusätzlich verteilt wird vor allem in Fechenheim Nord. Für die später ausgeteilten Fragebögen ist eine Rücklauf-Frist bis zum 25.1. vorgesehen.
Wenn an Ihren Haushalt kein Fragebogen verteilt wurde, können Sie ihn unter der email-Adresse wern.scholz@gmx anfordern. Bitte stecken Sie ihn nach dem Ausfüllen in den dafür vorgesehenen Briefkasten in der Götzstraße 6.
Wir bedanken uns für die zahlreiche Teilnahme!
Artikel Fechenheimer Anzeiger vom 10. Januar 2013