Ergebnis der Bürgerbefragung

Die Auswertung der Bürgerbefragung hat viel Zeit in Anspruch genommen. Sie wurde hauptsächlich von Nicole Pfeffer, die alle Tätigkeiten neben ihrer normalen Tagesarbeit als Beraterin und Coach und neben ihres Engagements zur Belebung der Wirtschaft im Fechenheimer Innenbereich (Ladenbesitzerinitiative) erledigt hat, durchgeführt.

Ein herzliches Dankeschön an Nicole Pfeffer für ihr Engagement. Für die vielen, vielen Stunden der Auszählung, Bewertung und Zusammenstellung der eingegangenen Antworten und für die Darstellung der Ergebnisse.

Im Folgenden können Sie die wesentlichen Ergebnisse der Fechenheimer Bürgerbefragung nachlesen.

Zusammenfassung und Fazit

Die durchgeführte Bürgerbefragung im Stadtteil Frankfurt am Main Fechenheim hatte aufgrund der jüngsten Entwicklung des Stadtteils zum Ziel, die Bürger nach ihrer Meinung zum Thema Wohnen, Arbeiten und Leben in Fechenheim zu befragen und die notwendige Weiterentwicklung des Stadtteils basierend auf den so gewonnenen Erkenntnissen unter Einbeziehung der Wünsche und Bedürfnisse der dort lebenden Menschen zu gestalten.

Die Idee, diese Bürgerbefragung durchzuführen, entstand zunächst im Verein und in der BI Zukunft Fechenheim, die beide die Schirmherrschaft übernahmen. Es lag das Grundverständnis vor, dass einer weiteren Negativ-Entwicklung nur dann entgegengewirkt werden kann, wenn die Bürger zu Wort kommen und sich mit ihrer Meinung und Einstellung einbringen können.

Unterstützung wurde einerseits in den Mitgliedern der BI und des Vereins gefunden, die mit kostenlosen Kopien, Verteilen der Bürgerbefragung wie auch in der Kommunikation tatkräftig mitwirkten. Andererseits wurden weitere Unterstützer in den Ladeneigentümern des Fechenheimer Kernbereichs gefunden, die sich finanziell an den Kosten der Kopien beteiligt haben. Zudem sind die beiden Unternehmen Staples und Steinweden zu benennen, die ebenfalls mit Kopien zur Umsetzung des Projektes beigetragen haben. Unseren herzlichen Dank an alle Beteiligten.

Die Umfrage kann nur in Teilbereichen repräsentativ sein. Dennoch geben die Umfrageergebnisse interessante Hinweise für zukünftiges Handeln.

Fechenheims Bevölkerungsstruktur weist eine Migrationsrate von 52 % auf. 23,8 % der Einwohner bzw. 19,7 % der Bewohner unter 18 Jahren sind BezieherInnen von sozialen Leistungen. Diese Struktur zeigt das Ergebnis der Bürgerbefragung nicht.

Dennoch sind die Verantwortlichen mit dem Ergebnis zufrieden, da es galt, Anregungen zum Stadtteil in Erfahrung zu bringen, die Bürger mit einzubeziehen, wie auch nähere Details über die Bevölkerung zu erfahren.

Insgesamt wurden 8829 Bürgerbefragungen verteilt und 672 Rückläufe sind innerhalb der genannten Frist ausgefüllt, beantwortet und abgegeben worden. Dies entspricht einer Rate von 7,6 %. Der Zeitraum war ursprünglich vom 01.12.2011 bis 15.01.2012 festgesetzt, wurde dann aber bis zum 20.01.2012 verlängert, da insbesondere in den letzten 6 Tagen des ursprünglichen Zeitraums die Rückläuferquote stark ansteigend war.

Dass die Bürgerbefragung die Menschen erreicht und zur Kommunikation angeregt hat, zeigen nicht nur die Gespräche mit den Bürgern, sondern das wird auch in den 89 der 672 Rückläufer deutlich, an die bis zu drei Zusatzblätter angefügt wurden oder wo die Rückseite des Umfragebogens dazu genutzt wurde, um ausführlich die jeweilige Sichtweise/Anregungen zu Fechenheim mitzuteilen.

Die Struktur der Antwortenden kann wie folgt darstellt werden:

  1.  87 % der Antwortenden sind Deutsche.

  2. Der Altersschwerpunkt der Antwortenden liegt ab 45 Jahren und älter.

  3. Beim Bildungsstand hat nur 1 % keinen Schulabschluss angegeben, 27 % hingegen haben die Universität oder Fachhochschule besucht, 48 % haben die Mittlere Reife oder das Abitur.

  4. Das Verhältnis von Wohneigentümern und Mietern ist nahezu ausgewogen.

  5. Zudem ist ein Anteil an Verheirateten von mehr als 50 % aufzuweisen.

  6. Die Anzahl der Arbeitslosen/-suchenden an den Teilnehmern an der Bürgerbefragung liegt bei 1,6 %.

  7. Es haben 9 % der Befragten angegeben, weniger als € 1.000.- Brutto-Einkommen im Monat zur Verfügung zu haben, 27 % gaben mehr als € 3.000.- brutto als verfügbares Einkommen an.

  8. 80 % der Befragten ziehen keinen Umzug aus Fechenheim in Betracht.

  9. 64 % fühlen sich in Fechenheim eher wohl bis wohl.

Ableitend aus den erhobenen Zahlen lassen sich mögliche Korrelationen ableiten:

1. Das generelle Interesse an einer positiven Veränderung des Stadtteils ist vorhanden. Das lässt sich von den teilweise sehr ausführlichen Antworten, den Anregungen und der Emotionalität, mit der geantwortet wurde, ableiten.

Fazit 1: Das ist eine positive Basis für den Stadtteil und die weitere Entwicklung.

2. Mehr als 50 % der beantwortenden Bevölkerung in Fechenheim, die im Eigentum wohnt, hat konkrete Anregungen zur aktuellen Situation und möglicher positiver Entwicklung benannt.

Fazit 2: Bereitschaft der ortsgebundenen Bevölkerung Fechenheims, eine Veränderung zu begrüßen und mitzutragen, ist gegeben.

3. Zwei Drittel der beantwortenden Bevölkerung sieht als wichtigsten Aspekt für eine Lebens-/Wohnqualität eine intakte, saubere Umwelt und die Sicherheit an.

Fazit 3: Es besteht ein großes Bewusstsein für Allgemeingüter wie Umwelt und Sicherheit.

4. Über die Hälfte der Antwortenden ist verheiratet, wohnt länger als 20 Jahre in Fechenheim und hat als wichtigste Aspekte eine saubere, intakte Umwelt sowie Sicherheit benannt.

Fazit 4: Der Großteil der Antwortenden führt ein beständiges, auf dauerhafte Beziehungen ausgelegtes Leben. Setzt man diesen Wert in Zusammenhang mit 3. (Umwelt/Sicherheit), dann lässt sich ableiten, dass ein gesundes und sicheres Lebensumfeld bei der auf Kontinuität ausgerichteten (größeren) Bevölkerungsgruppe ein wichtiges Merkmal für die Entwicklung des Stadtteils sind.

5. Die geringe Anzahl an Antworten mit Migrationshintergrund bildet nicht die repräsentative Gesamtheit von Fechenheim ab.

Fazit 5: Woran liegt dies? Liegen dem geringen Anteil Sprachschwierigkeiten zugrunde oder sind es inhaltliche Gründe, die die Migranten davon abgehalten haben, ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend Antworten einzureichen? Fragen, die von den um Integration bemühten Stellen in Fechenheim aufgegriffen werden sollten.

6. Die häufigen Aussagen zur Unzufriedenheit der Einzelhandelssituation (82 % Unzufriedenheit mit dieser) und drittwichtigster Aspekt für Lebens-/Wohnqualität zeichnen sich als eine der wichtigsten Erkenntnisse aus den erhaltenen Antworten ab. Das fehlende Einzelhandelsangebot wird als viertgrößter Störfaktor benannt.

Fazit 6: Die Bevölkerung sehnt sich nach einem Einzelhandelsangebot in Fechenheim. Dies wird von allen Gesellschaftsschichten gleichermaßen gewünscht und mit der Lebens-/Wohnqualität in unverzichtbare Verbindung gebracht.

 7. Die häufige und ausgeprägte Nennung von den Aspekten ‚Natur’, ‚Nähe zur Natur’, ‚intakte Umwelt’ mit Fechenheim.

Fazit 7: Der Natur- und Umweltbezug von Fechenheim durch die geographische Lage ist ein Merkmal, das Fechenheim positiv auszeichnet und gegenüber anderen Stadtteilen als Vorteil zu bewerten ist.

8. Es ist anhand der Antworten eine große Unzufriedenheit mit dem hohen Migrantenaufkommen zu erkennen.

Fazit 8: Die Integrationsbemühungen im Stadtteil müssen weiter ausgebaut werden, wenn der Stadtteil eine positive Zukunft haben soll.

9. Betrachtet man verschiedene Gruppen von Antwortenden, so lassen sich Wünsche/Anregungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten erkennen:

a) ältere Einwohner Fechenheims wünschen sich mehr Sicherheit, mehr Polizeipräsenz, mehr Einkaufsmöglichkeiten, mehr Sauberkeit, mehr Ärzte

b) Familien mit Kindern nennen als wichtigste Punkte: mehr Sauberkeit, mehr Horte/Jugendarbeit, bessere Spielplätze, familienfreundlicher Wohnraum, mehr Stadtteilfeste, mehr Ärzte, besseren Einzelhandel,

c) Teilnehmer an der Bürgerumfrage aus der Gruppe der berufstätigen Einwohner wünschen sich mehrheitlich: bessere Verkehrsanbindung, Restaurants, mehr Einkaufsmöglichkeiten

Fazit 9: Es sind die Themen Sicherheit, Sauberkeit und Einkaufsmöglichkeiten, die bei einer Veränderung gleichermaßen alle erreichen würden.

10. Die überwältigende Mehrheit, nämlich 92 % der Befragten, die sich in ihrer Arbeitssituation wohl fühlen, fühlt sich auch im Stadtteil wohl.

Fazit 10: Fechenheim hat das Potential, ein gesunder Stadtteil mit einer nachfragestarken, im Berufsleben stehenden Bevölkerung zu sein. Ein wichtiger Hinweis für die Akteure in der lokalen Politik, für Vermieter, aber auch für Handel- und Gewerbetreibende am Standort. Wünsche dieser Bevölkerungsgruppe sollten im Fokus der Handelnden stehen, wenn Zukunftsvisionen für den Stadtteil in die Planung umgesetzt werden.

11. Ein sehr hoher Anteil, nämlich 89 % der Antwortenden mit Bildungsstand Fachhochschulabschluss und höher fühlen sich in Fechenheim wohl.

Fazit 11: Gut ausgebildete Bürger haben eine positive Wahrnehmung und Einstellung zum Stadtteil Fechenheim. Dies kann ein Ansatz sein, um weitere Menschen mit diesem Hintergrund für Fechenheim zu gewinnen und einen entsprechenden Zuzug in den Stadtteil zu forcieren.

12. Mehr als die Hälfte der Befragten, nämlich 59 %, sehen kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Industrie und Bürgern. 93 % der Befragten benennen AllessaChemie als eher negativ wahrgenommenes Unternehmen.

Fazit 12: AllessaChemie wird stellvertretend für die Industrie gesehen und, so unsere Schlussfolgerung, aufgrund einer nicht wahrgenommenen Balance zwischen den Interessen von Industrie und Bürgern negativ wahrgenommen.

Bemerkungen:

Für Fechenheim-Nord muss eine besondere Betrachtung vorgenommen werden. Die Bürgerbefragung hat ergeben, dass in Bezug auf Fechenheim Nord besondere Aktivitäten vonnöten sind.

a) Hier fehlen grundsätzliche Dinge des Lebens, bspw. ein Geldinstitut für Bankdienstleistungen wie Geld abheben, etc. Cafe, Bäckerei und ähnliches.

b) Abgrenzung durch umständliche Verkehrswege nach Fechenheim-Süd.

c) Die „Außenseiterrolle“ innerhalb Fechenheim gesamt und die fehlende Wertschätzung sowie gefühlte Missachtung müssen aufgelöst werden.

Aspekte, die vor allem junge Familien mit Kindern betreffen, wurden nur bedingt geäußert und benannt.

Es stellt sich daher die Frage, wie wir Fechenheim für Familien mit Kindern interessant machen können, insbesondere da Fechenheims „Kapital“ die naturnahe Lage am Main ist. Es müsste weiter untersucht werden, was eben diese Familien nach Fechenheim ziehen könnte: Preiswerter Wohnraum? Fußläufige Geschäfte für Muttis mit Kinderwagen?

Auch ist anzumerken, dass in den offenen Anmerkungen/Anregungen in über 60 % der Rückläufe der Wunsch geäußert worden ist, eine gemeinsame Begegnungsstätte/Ort für alle Bürger Fechenheims zu schaffen. Es wird der Wunsch nach Gemeinschaft aller Fechenheimer geäußert, und das ist ein positives Zeichen für unseren Stadtteil. Es ist ganz offensichtlich ein starkes Interesse vorhanden, einen neutralen Ort zu haben, an dem sich alle Menschen aus dem Stadtteil begegnen, treffen und austauschen. Menschen von Fechenheim als Basis einer Gemeinschaft, und keine Trennung nach Kulturen oder Interessenlage (wie bspw. Sport-/ Kulturinteresse etc.)

Handlungsempfehlungen

Aufgrund der Auswertungen zeichnen sich drei Schwerpunkte ab:

  1. Einkaufsmöglichkeiten/Einkaufsmeile und öffentliche Verkehrs- mittel.
  2. Integrationsbemühungen müssen weiter ausgebaut werden und von beiden Seiten getragen werden.

  3. Umwelt-, Natur- und Sicherheitsaspekte.

Handlungsempfehlung 1:

Die Einkaufsmöglichkeiten in Fechenheim sollten aktiv verbessert werden. Hier muss nach Wegen gesucht werden, die Dinge des täglichen Bedarfs wieder in Fechenheim anzubieten. Um den Einzelhandel entsprechend dieser Anforderung aufzubauen, bedarf es auch einer Abgrenzung gegenüber bestehenden Einkaufsmöglichkeiten, die in der näheren Umgebung vorzufinden sind, so dass ein mögliches neues/erweitertes Einzelhandels-Angebot von den Bürgern angenommen wird.

Zudem sollte ein zukünftiges Angebot von allen Fechenheimern gleichermaßen erreicht und genutzt werden können.

Handlungsempfehlung 2:

Um ein offenes, aktives und Kultur übergreifendes Miteinander aufzubauen und zu fördern, ist die Ansprache an alle Bewohner Fechenheim zu richten. Fechenheim ist ein Kultur-reicher Stadtteil, der eine Integration aller ermöglichen sollte. So sollte die Auseinandersetzung nicht nur in einzelnen Kulturkreisen sondern übergreifend angeregt und angestoßen werden.

Begegnungsstätte/Ort von und für alle Bürger gleichermaßen sollten aufgebaut werden. Hier ist denkbar, dass sich das neu gestaltete Mainufer als solches etablieren kann. Dies sollte von den Verantwortlichen gefördert und unterstützt werden.

Handlungsempfehlung 3:

Die Erarbeitung einer gemeinsamen Vision in Form einer gemeinsamen Identität, die auf dem Standortvorteil Natur und Umwelt aufbaut. Fechenheimern sollte die naturnahe Lage stärker ins Bewusstsein gebracht und es sollten potentielle Neubürger für den Stadtteil mit diesem Standortvorteil geworben werden. Neubürger, deren Zuzug für einen ausgewogenen Bevölkerungsmix im Stadtteil wichtig ist und die als unsere Nachbarn, als Mieter, als Käufer in den lokalen Geschäften und als Kunden des lokalen Gewerbes eine solide Basis für die Zukunft Fechenheims bieten. Natur- und Umweltaspekte müssen mit so viel Wertschätzung verbunden sein, dass ein Grundverständnis von Sauberkeit und Erhaltung dieses Vorteils für alle in Fechenheim lebenden und wirtschaftenden selbstverständlich wird.

Handlungsempfehlung 4:

Die Gewährleistung von Sicherheit muss durch eine eindeutige Zusage zur Erhaltung der Polizeistation Fechenheim durch die Stadt erfolgen. Erweiternd sollte die Polizei eine ausgewogene Präsenz zeigen und weiterhin durch einen direkten Dialog Bürgernähe beweisen.

Handlungsempfehlung 5:

Ausbau der Familienfreundlichkeit für die Erhöhung des Anteils junger Familien, ebenfalls zur Stärkung eines ausgewogenen Bevölkerungsmixes und zur Schaffung einer zukunftsfähigen Basis mit jungen Leuten, die im Stadtteil aufwachsen und ihn als „ihren“ Stadtteil begreifen. Dazu zählt die Prüfung vorhandenen Wohnraums für Familien, qualitativ gute Spielplätze, ausreichend Kindertagesstätten und Horte sowie die generelle Prüfung des Kinderbetreuungsangebots.

Handlungsempfehlung 6:

Die Verkehrsanbindung insbesondere im öffentlichen Bereich sollten neu diskutiert werden. Dabei sollten die Aspekte Erreichbarkeit, Kosten und Zeitfaktor konkret betrachtet werden.

Zu allen Handlungsempfehlungen liegen konkrete Einzelvorschläge vor, die den mit den entsprechenden Themen befassten Gruppen in Fechenheim zur weiteren Bearbeitung überlassen werden.

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